die grenzen der wissenschaft - oder: in den fußspuren robert m. pirsigs
Donnerstag, 30. Dezember 2010, 23:32
Heute stolpere ich im Artikel "im Wohlfühlort" der Süddeutschen Zeitung über eine interessante Textpassage:
"Doch während sich Psychologen und Psychosomatiker mit dem Thema Heimweh intensiv auseinandergesetzt haben und zwischen Auslösern und Prävention so ziemlich alles erforscht ist, gibt es zum Thema Heimatgefühl kaum harte Wissenschaft. Einen Grund dafür glaubt Peter Blickle zu kennen. Der Historiker und langjährige Professor an der Universität Bern, der in den USA eine vielbeachtete Publikation unter dem Titel "Heimat - A Critical Theory of the German Idea of Homeland" herausbrachte, sagte einmal, dass er selbst unter Wissenschaftlern oft einen eigenartigen Widerwillen verspüren, wenn er versuche, sich dem Begriff Heimat zu nähern. "Es ist, als verstoße man gegen ein stillschweigendes Einverständnis: dass Heimat letztlich nicht mit dem Verstand zu begreifen ist, sondern sich nur dem erschließt, der sich emotional mit ihr identifiziert."
Das erinnert mich sehr schnell an das kürzlich nochmals gelesene Buch des Herrn Pirsig: "Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten". Pirsig zeigt in seinem Buch die Grenzen des rationalen Denkens und der Wissenschaft auf. Häufig vergleicht er die wissenschaftliche Methode mit einem scharfen Messer, das einen Gegenstand sezierend in immer kleinere Bausteine zerlegt, um das Muster zu erkennen. Der Autor fühlt, dass diese Methode zwar häufig funktioniert, aber die Dinge verletzt und zerstückelt. Er spricht sich für eine andere Art, die Welt zu erfassen aus - nach Qualität zu streben und versuchen, mit seinem Handeln Qualität zu schaffen. Qualität, so stellt er fest, lässt sich ebenfalls nicht rational fassen.
Gedankenschlag zum Süddeutschen-Artikel:
Es scheint, dass die Wissenschaftler, die sich mit Heimat beschäftigen sollten, 30 Jahre später selbst fühlen, dass dieser Begriff sich außerhalb ihrer wissenschaftlichen Begreifbarkeit bewegt.
Oder anders: Es könnte zu schmerzhaft sein, mit einem Messer an seinen eigenen Wurzeln herumzuschnibbeln.
[this article - dedicated to a certain markus - as a reminder]
"Doch während sich Psychologen und Psychosomatiker mit dem Thema Heimweh intensiv auseinandergesetzt haben und zwischen Auslösern und Prävention so ziemlich alles erforscht ist, gibt es zum Thema Heimatgefühl kaum harte Wissenschaft. Einen Grund dafür glaubt Peter Blickle zu kennen. Der Historiker und langjährige Professor an der Universität Bern, der in den USA eine vielbeachtete Publikation unter dem Titel "Heimat - A Critical Theory of the German Idea of Homeland" herausbrachte, sagte einmal, dass er selbst unter Wissenschaftlern oft einen eigenartigen Widerwillen verspüren, wenn er versuche, sich dem Begriff Heimat zu nähern. "Es ist, als verstoße man gegen ein stillschweigendes Einverständnis: dass Heimat letztlich nicht mit dem Verstand zu begreifen ist, sondern sich nur dem erschließt, der sich emotional mit ihr identifiziert."
Das erinnert mich sehr schnell an das kürzlich nochmals gelesene Buch des Herrn Pirsig: "Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten". Pirsig zeigt in seinem Buch die Grenzen des rationalen Denkens und der Wissenschaft auf. Häufig vergleicht er die wissenschaftliche Methode mit einem scharfen Messer, das einen Gegenstand sezierend in immer kleinere Bausteine zerlegt, um das Muster zu erkennen. Der Autor fühlt, dass diese Methode zwar häufig funktioniert, aber die Dinge verletzt und zerstückelt. Er spricht sich für eine andere Art, die Welt zu erfassen aus - nach Qualität zu streben und versuchen, mit seinem Handeln Qualität zu schaffen. Qualität, so stellt er fest, lässt sich ebenfalls nicht rational fassen.
Gedankenschlag zum Süddeutschen-Artikel:
Es scheint, dass die Wissenschaftler, die sich mit Heimat beschäftigen sollten, 30 Jahre später selbst fühlen, dass dieser Begriff sich außerhalb ihrer wissenschaftlichen Begreifbarkeit bewegt.
Oder anders: Es könnte zu schmerzhaft sein, mit einem Messer an seinen eigenen Wurzeln herumzuschnibbeln.
[this article - dedicated to a certain markus - as a reminder]
kinachi,
2011.01.05, 14:42
Heimatgefühl - ist das nicht etwas sehr subjektives? vom Subjekt abhängiges, dem Menschen innewohnendes? Um sich einem solchen Gefühl sezierend zu nähern, müssten wohl zuerst die individuellen Wurzeln verletzt und zerstückelt werden, ein Eingriff wider der Emotionalität.
Bei jemandem mit entlokalisiertem Heitmatgefühl, wie meiner einer, sind Gefühle weniger an den Ort, als an Personen gebunden, in deren Gesellschaft man sich "zu Hause" fühlt. Die Distanzen zwischen und zu diesen Menschen werden sporadisch räumlich überbrückt, in einer Reise. Es wird ja immer gesagt, wenn man weit genug reist, wird man am Ende auf sich selbst treffen. Auch eine Art der Heimreise.
http://www.youtube.com/watch?v=Fb6sMZM0kcM
Bei jemandem mit entlokalisiertem Heitmatgefühl, wie meiner einer, sind Gefühle weniger an den Ort, als an Personen gebunden, in deren Gesellschaft man sich "zu Hause" fühlt. Die Distanzen zwischen und zu diesen Menschen werden sporadisch räumlich überbrückt, in einer Reise. Es wird ja immer gesagt, wenn man weit genug reist, wird man am Ende auf sich selbst treffen. Auch eine Art der Heimreise.
http://www.youtube.com/watch?v=Fb6sMZM0kcM