Das Leben nach aussen kehren
Donnerstag, 20. März 2008
vorsicht
Donnerstag, 20. März 2008, 20:55
wäre geboten gewesen.wenigstens ein bisschen mehr. war aber nicht. und so brösele ich dann mit 20km/h im bielefelder regen eine abkürzung entlang
- plötzlich zucken zwei meiner linken finger, eine hydraulikbremse macht ein schleifendes geräusch, nimmt 5km/h aus der fahrt raus - ein auto rast halbmetrig mit 50km/h rechtwinklig vor mir entlang -
denke: schwein gehabt. sonst denke ich wenig. nur später: wo kam das eigentlich her?

väter sind manchmal doch sehr weise. so wie meiner, der sagte, dass der job gefährlich wäre.
aber als ob das einige von uns nicht noch mehr reizen würde.

so also ein kurzer blick nach unten auf meine neuen bremsen,
ein kurzer blick nach oben, wo zwar nur eine zimmerdecke schwebt, aber dahinter ein gott,
der blick dann wieder voraus.

weiter.
immer weiter.

background: kashmir (ether)

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Donnerstag, 13. März 2008
days like these
Donnerstag, 13. März 2008, 15:54
beginnen mit einem kratzen im hals beim aufstehen und dem gefühl: fit bin ich nicht. trotzdem: nicht aufgeben.
die busfahrt zur arbeit nutze ich noch zum dösen, dann greife ich schnell noch ein schinkenbrötchen für meinen die letzten tage doch recht mürrischen disponenten ab.
szene 1: ich lehne an der theke, hinter der die arbeitsplätze liegen und schiebe die brötchentüte bis an die kante. dann entperlen meinem mund die worte "ich hab da mal was vorbereitet". (vorgeschichte: der disponent meinte mal scherzhaft zu mir, er bräuchte jeden morgen ein schinkenbrötchen).
ungläubiger blick, der sich dann in ein breites grinsen verwandelt. mir bleibt nur, den satten dank zu ernten.

szene 2: irgendwie greife ich in ein telefongespräch ein, bei dem es um die reparatur der dsl-verbindung geht. da ich das ja kann, darf ich weitertelefonieren und dat alles reparieren. weiterer dank plätschert auf mich ein, ich regeneriere mich in geistigen gefilden.

szene 3: eine mitarbeiterin von oetker spricht unserer zunft die allgemeine achtung aus. ich begreife dies als soziale aufwertung und lege beim rückweg bergab noch einen zahn zu.
meine neuen laufräder mit rennradreifen schneiden sich wie ein sanft geführtes skalpell durch die stadt.

szene 4: zurück@home. sitze vor dem pc und schreibe. irgendwie scheint es mir, als würde mein bett von links mit erhobenem pfosten winken. ich geh es gleich mal fragen, was es will.

days like these ;-)

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Sonntag, 9. März 2008
erster (skurriler) unfall
Sonntag, 9. März 2008, 00:56
nach dreistündigem durch die stadt gurken mit einem viel zu großen racebike verliert man schon mal konzentration und anstand.
und so rollere ich auf dem bike stehend, glorios rechtsohrig von hot chip besäuselt mit halbmetrigem abstand und ca. 15 km/h hinter einem auto her, das rechts abbiegen will.
ich aber will geradeaus.
schon hier zeigt sich ein konflikt.
kurzzeitig später wird das auto bremsen und ich ungebremst draufrollen.
mein hinterrad kommt phänomenal hoch, ich segele links am auto vorbei und denke beim aufstehen: "na geil, vierter arbeitstag, erster unfall".
den fahrer winke ich mit handzeichen rechts ran und bin aufs schlimmste gefaßt.
gebe ihm, nachdem er ausgestiegen ist die hand, entschuldige mich; er entschuldigt sich.
ich sage: "sieht so aus als sei dem auto - blick auf seinen älteren roten passat kombi - nichts passiert".
er sagt (ohne richtig hinzuschauen): "nö, da is nix".
leichte ratlosigkeit meinerseits und dann: ein unendliches glücksgefühl.
drücke ihm mit beiden händen seine hand, schwinge mich aufs bike und bin weg.
und erzählen werde ich diese geschichte
niemand.

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Donnerstag, 6. März 2008
adrenalin ballert durch die adern
Donnerstag, 6. März 2008, 17:56
heute meine erste fahrt einzelne fahrt als kurier. auf märchenhafte art und weise, habe ich es geschafft, auf einer tour von eigentlich einer stunde eine verspätung von 30min reinzufahren. aber das sind noch anfängerfehler.
märchenhaft auch das gefühl, wenn man von adrenalin geflutet im regen steht und auf einem durchweichten stadtplan verzweifelt zu überschlagen versucht, welche route denn jetzt die bessere ist.
gut ist nur der rückweg. auf grader strecke mit musik in einem ohr. oder das kalkuliert durch den verkehr schneiden, provoziert durch den lieblich lächelnden gedanken: "jungs: ich bin hier ein aushängeschild für moderne verkehrsregelinterpretation, schaut mich an".
dazu kommt noch ein neues bike, dass ich mir gerade zusammenstückele.
man mag sagen, besser liefs noch nie (und das obwohl es draussen regnet). aber das sagte ich schon mehrmals.
weiter also (im text(demnächst)).

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Dienstag, 4. März 2008
berauscht
Dienstag, 4. März 2008, 00:40
es ist spät. zu spät eigentlich, wenn man bedenkt dass ich morgen kurz vor sieben aufstehe. und mich da schon irrsinnig drauf freue. morgen nämlich, der zweite tag als fahrradkurier.
schon am ersten tag hat es mich gepackt. zu lange die zeitspanne, bis ich endlich wieder fahren durfte. genauer: drei tage.
in der zwischenzeit stolperte ich bei ebay über einen leichten laufradsatz, war kurz davor mir ein neues leichtes bike aufzubauen. für morgen.
und: all die schönen tage die noch kommen.
go!

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Mittwoch, 27. Februar 2008
von weißen müllfahrzeugen und schwarzen hunden
Mittwoch, 27. Februar 2008, 10:14
Zuerst war da dieses verrückte Grinsen, das wiederspiegelte: Dieser Gedanke ist gegen jede Logik.
(Und gleichzeitig war dieses Grinsen der Ausdruck meines wirklich Wunsches, deshalb das Grinsen auch so schön.)
Es war neun Uhr abends und nach einem Kaffee, begleitet von einer Zigarette, dachte ich: Wir könnten doch morgen den Vesuv besteigen.

Dagegen sprach einiges: Wir hatten keine genauen Karten des Zielgebiets, waren übermüdet und meine Zugabfahrt um 18h am nächsten Abend schmälerte die zur Verfügung stehende Zeit ein. Denn neun Stunden würden für die Aktion bestimmt ins Land gehen.

Egal.

Neun Stunden später. Die Straßen von Neapel sind so friedlich wie noch nie. Kein Verkehrschaos, keine durch die Straßen rasenden Jungendlichen, keine Überfallgefahr. Nur eine frische Kühle und Stille, die Mut macht.

Nach Nutzung eines Zuges stoßen ich und Markus gegen halb neun auf der Asphaltstraße vesuvaufwärts auf einen Müllwagen in weiß. Dessen Fahrer stoppen und bieten uns eine Mitfahrt bergauf an. Ich verweigere stolz, schließlich soll hier gelaufen und gelitten werden, doch Markus willigt ein.
Auf zwei Trittbrettern hinter dem Wagen stehend, werden wir schwungvoll in die 180°-Serpentinen des Aufstiegs gedrückt. Markus findets geil, ich misse die Sicht, die der Aufbau des Wagens verdeckt. Zumindest: ein sanfter Wind umweht uns, das Lächeln ist zurück.

Bald nachdem uns die Müllwagenfahrer an einer Kreuzung abgesetzt haben, treffen wir auf eine Meute dreier Hunde, die kläffend, von einem Auto aufgescheucht, bergauf explodiert. Zwei von ihnen zeichnen sich durch ihr hohes Alter und Trägheit aus, der dritte von ihnen, eine schlanke schwarze Kreatur, wird von jetzt an beständig mit wahlweise links, rechts oder mittig hängender Zunge (was für eine Zunge, wie lang!) unseren Aufstieg begleiten.
Der Hund ist wirklich phänomenal. Wuselt er doch mit deutlich höherer Geschwindigkeit als wir bergan und verschwindet völlig unkalkulierbar mal links oder rechts oder links im Gehölz und kehrt dann völlig unverhofft zurück.
Bis zum Gipfel haben wir ihn richtig liebgewonnen.

Zum Dank dafür zeigen wir ihm einen ihm völlig neuen letzten Weg zum Gipfel hoch. Denn schließlich soll es am Ticketschalter und Parkplatz unterhalb des Vulkankraters ein Loch im Zaun geben, das wir auch prompt finden und nutzen.

Kurz vor Erreichen des Gipfels werden wir von einem italienischen Tourguide gestoppt, der unsere Tickets sehen will. Die haben wir natürlich nicht, doch Markus mimt in gekonnter Manier den Unschuldigen. Die Strategie führt zum Erfolg, denn nachdem der Guide noch erkannt hat, dass wir Deutsche sind und er uns am Morgen noch am Fuße des Vesuvs gesehen hat, gewährt er uns einen kurzen Blick auf den Vulkankrater mit den Worten: "Go take some fotos". Mit geistig klickenden Auslösern registrieren wir das tiefe schmale Loch, dass sich von oben in den Berg frisst.

Auf dem folgenden Abstieg lässt der Hund erstmals nicht nur seine Zunge sondern auch seine Gewandheit (oder gar Genialität?) raushängen. Nachdem ich ich schon mein Unbedenken angesichts einer Horde bergab brechender Mountainbiker geäußert habe, übertrifft der Hund noch meine Erwartungen. Lässig und ohne nach hinten zu schauen, begegnet er den mit 40 km/h heranrasenden Bikes mit einem wie zufällig wirkenden Ausweichen zwischen zwei Absperrsteine, die am abfallenden Hang stehen. Würdig bergabschauend steht er dar, während hinter ihm Staub aufgewirbelt wird.

Diese Eleganz wird später nur noch von der Gewandheit überboten, mit der der Salamibrot fressende Hund während des Kauvorgangs lässig das Brot wieder ausspuckt, die Salami dagegen behält.

Mehrere Stunden später scheuchen wir dann noch beim Eintreten in eine Stadt den Hund bergan zurück, suchen einen Bahnhof und lassen uns in den gerade einrollenden Zug sacken.

Die Sonne strahlt in mein Gesicht, während beliebige Häuser schwammig an mir vorbeiziehen und es bleibt mir nur noch zu lächeln.
Denn verstehen tue ich nach der Anstrengung nichts mehr.

____________
This story was sponsored bei Markus - thanks!

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Freitag, 8. Februar 2008
mein gott, all diese worte
Freitag, 8. Februar 2008, 00:32
in denen ich gerade bade. es sind die worte meines bike-artikels von letztem jahr. und ich denke, wie so häufig wenn ich zurückschaue: wahnsinn, dass ich sowas mal verzapft hab. all diese worte, dieser fluß.
zeit, soetwas dieses jahr wieder zu wiederholen.
unbedingt.
und doch: da war etwas.
worte sind toll, dieses etwas festzuhalten. selten dass ein wort sich wegdreht, ausreiht aus der linie.
im hintergrund: slut.
das neue und doch eher ältere album vom november 07.
das lied "still no1".
aber nur manchmal.

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Montag, 4. Februar 2008
baby, it burns!
Montag, 4. Februar 2008, 22:09
nehmen wir mal an,
oder: nehmen wir einfach mal das leben (an).
und denken es uns als fluß, der sich durch raum und zeit schlängelt.
und gucken wir dann mal bei den psychoanalytikern vorbei,
die in jedem von uns steine im weg liegen sehen,
die den unschuldigen fluß am noch unschuldigeren schlängeln hindern.
bis jetzt noch klar.

dann
hab ich heute einfach einen ziemlich großen stein weggerollt,
möchte fast sagen: im fluß des lebens versenkt.

grad ne wg angeschaut wegen wohnungssuche,
das mädchen dass mir öffnete voll nett aber auch peinlich berührt, weil das zimmer schon vergeben war.
ich red noch kurz mit ihr, sag ihr es wär kein problem,
finde sie voll nett
und gehe wieder.


up to now: großer stein im weg.

danach: sie einfach nochmal angerufen und morgen zum kaffeetrinken eingeladen.

baby!
it burns inside me ;-)

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Mittwoch, 30. Januar 2008
dieser unstet'ge lebenswandel
Mittwoch, 30. Januar 2008, 18:55
äußert sich grad vehement. heute die als einfachst gehandelte energietechnikklausur an der 1,0 vorbei gehauen. mein uninteresse am professor und dessen art das thema zu behandeln sowie meine häufige abwesenheit führten unter anderem dazu, dass ich mir in der klausur selbst formeln zur kostenrechnung zusammenstellte. und da ich mit der wirtschaft auf kriegsfuß stehe, dürften diese formeln in zukunft dafür bekannt werden wie kosten oder gewinn BESSER NICHT zu berechnen sind.
weitere glanzleistung: den spickzettel einer kommilitonin zu ignorieren und statt dessen eine eigene theorie zur funktionsweise eines windrades aufzustellen.
faszinierenderweise steht diese theorie im starken kontrast zur herschenden technischen theorie.

zwei sachen also die FALSCH sind. nur mein grinsen im gesicht, dass ist echt. wie kann man nur auf diese art und weise eine klausur in den sand setzten...
dieser unstet'ge lebenswandel.

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Donnerstag, 24. Januar 2008
ich sah gott
Donnerstag, 24. Januar 2008, 00:38
begegnet ist er mir in daniel kehlmanns roman "die vermessung der welt"...und das nur zufällig, den eigentlich war ich beim zweiten durchlesen des buches nur auf eine lustige stelle im buch fixiert. aus gewohnheit habe ich weitergelesen und...da war er.
es ist die stelle, wo der naturwissenschaftler gauß, der zu dem zeitpunkt als landvermesser arbeitet, aus beruflichen gründen bei einem grafen vorspricht. der weg durch das schloß des grafen führt ihn durch einen paradiesischen garten. kurz vor erreichen einer lichtung stolpert gauss fast noch in einen dornenstrauch. [vgl. die deutung des dornenbusches als symbol].
der graf sitzt mit nackten füßen und wirrem weißem haar an einem tisch und empfängt gauss.
im laufe des gespräches verblüfft der graf mit allumfassenden wissen zum historischen hintergrund von gauss und spricht diesen letztlich auf sein werk zur zahlentheorie, die "disquisitiones arithmeticae" an.
"der abschnitt der kreisteilung gehöre zum bemerkenswertesten, was er je gelesen habe. er habe da gedanken gefunden, von denen sogar er noch habe lernen können", sagt er.

gauß entgegnet darauf, es erstaune ihn, einen mann mit solchen interessen zu treffen. der graf nutzt dies zu einer richtigstellung:
"er (gauß) solle lieber von wissen sprechen. seine interessen seien sehr beschränkt. doch er habe es immer für nötig gehalten, seine kenntnisse weit über die grenzen seiner anteilnahme auszudehnen. bei der gelegenheit: er habe gehört, der herr geodät wolle ihm etwas sagen."
gauss versteht nicht.
der graf führt weiter aus: "es sei schon eine weile her. beschwerden, ärgernisse. eine anklage sogar".
gauss versteht weiterhin nicht - ebenso wie der leser.
ende des gespräches ist, dass der graf gauß freimütig beschenkt und diesen dann entläßt.

der leser steht nach dieser episode erstmal im semantischen nebel, denn der schlüssel zu diesem abschnitt liegt mehrere seiten zurück begraben.

es ist eine episode, wo gauß über das jüngste gericht nachsinnt und äußert:
"er glaubte nicht, daß so etwas veranstaltet werden würde. angeklagte konnten sich nicht verteidigen, manche gegenfragen würden gott nicht angenehm sein. insekten, dreck, schmerz. das unzureichende in allem. selbst in raum und zeit war geschlampt worden. falls man ihn vor gericht stellte, gedachte er, ein paar dinge zur sprache zu bringen".

ende des abschreiben von bruchstücken des schon sehr gelungenen romans von kehlmann.

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